Was wir bestellen und was wir bekommen

Gott hat Nudeln vom Himmel geschmissen. Behauptet zumindest mein Sohn, als ich vor dem Essen ein Tischgebet spreche. Eigentlich ist ihm klar, dass Gott es nicht wirklich Nudeln regnen lässt. Das wäre schön, wenn er direkt runterschmeißt, was man grad braucht. Doch auch mit dem, was er uns gibt, können wir großartige Dinge machen. Sonne, Licht, Wasser, Erde. Dann wächst der Weizen und daraus machen wir Nudeln. Mit dem vorhandenen Mitteln arbeiten. Wir bekommen nicht immer genau das, was wir gerne bestellen würden. Einmal Schablonen-Familie im Schablonen-Reihenhaus, bitte.  Mutter, Vater, Sohn, Tochter, Hund und Haus und Garten. Am besten auch vom Himmel geschmissen. Nein, so ist das nicht. Wir sind Menschen, von Gott erdacht, von der Natur gemacht. Mit Unvorhersehbarkeiten und jeder ist einmalig. Einmal Familie, bitte, habe ich bestellt als wir unser erstes Kind erwarteten. Jetzt haben wir zwei. Kein Haus mit Garten, zwei Söhne. Keinen Hund, dafür zwei Katzen.

„So hab ich das nicht bestellt“ denke ich während ich das schreiende Baby festhalte, dem Kontaktlinsen eingesetzt werden. Während ich im Krankenhaus nachts durch lautes Piepen der Maschinen geweckt werde. Während ich mein tobendes, schlagendes, schimpfendes Kind beruhige. So habe ich das nicht bestellt.  Mein großer Sohn bestellt Schokoladeneis beim Eismann im Park. Schokolade ist aus, sagt dieser. Er nimmt stattdessen Keks-Eis und ist erstaunlich gelassen dabei. Kein Gemotze. Kein Geschrei. Er genießt und isst langsam. Er bekam nicht das, was er wollte und doch ist es gut. Solange das Eis noch schön kühl ist, schleckt er genüsslich.  Ja, so will ich es auch tun. Ich möchte das, was ich bekomme, ohne Motzen annehmen. Das, was ich habe, genießen. So lange genießen, wie es nur geht. Und nicht daran denken, wie schnell Eis doch in der Sonne schmilzt. Und wenn das, was ich bekomme, auch schnell zu schmelzen scheint. Wenn es Pläne und Träume durchkreuzt und in keine Lebens-Schablone passt. Auch dann möchte ich ja sagen dazu. Ja sagen zu Keks-Eis statt Schokolade. Ja zu einem Leben mit einer Beeinträchtigung. Einer Krankheit. Einer Behinderung. Ja zu dem, was Gott uns gegeben hat. Wir können großartige Dinge damit machen.

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