Ich habe meinen großen Sohn sehr jung bekommen, ich war gerade mal 18 Jahre alt. Auch bei der Geburt unseres zweiten Kindes war ich erst 24 Jahre alt. Ich bereue meine frühe Mutterschaft nicht im Geringsten und bin mir auch ziemlich sicher, sie mit dem richtigen Mann bekommen zu haben. Es ist gut und richtig so wie es ist. Generell gehe ich, wenn ich mit anderen Eltern in Kontakt komme, ob diese nun alt oder jung sind, davon aus, dass es denen ähnlich geht und sie mit ihrer Kinder-Situation im Reinen sind. Allerdings habe ich festgestellt, dass man mich häufiger mal fragt „ob ich denn von Irgendwem, einer Oma oder Schwester, Unterstützung bekomme“ oder „ob denn Jemand von meiner Familie in der Nähe ist, der mir mit dem Kind helfen und es mir auch mal abnehmen kann“. Diese Fragen haben trotz (oder wegen?) der Tatsache, dass ich nun sogar zwei Kinder habe, in letzer Zeit abgenommen und ich bin auch froh, dass ich nun weniger solche Fragen höre, auch wenn sie gut gemeint sind. Die Intention, die mitschwingt in solch einer Frage ist für mich nämlich nicht ausschließlich positiv. Wenn mich Jemand fragt, ob ich Unterstützung oder Hilfe bekomme, bezogen auf meine Situation als (junge) Mutter, dann unterstellt der oder die Fragende gleichzeitig, dass er oder sie mich als hilfsbedürftig ansieht. Dass ich Entlastung brauche. Diese Interpretation könnte man als sehr negativ auffassen und ich möchte nicht ausschließen, dass ich zumindest in der Vergangenheit gesteuert durch den Wunsch nach völliger Unabhängigkeit und Selbstständigkeit eine solche Frage auch tatsächlich recht negativ aufgefasst habe, doch eigentlich möchte ich dem Fragenden nichts Böses unterstellen.
Auch jetzt werde ich in unserer „besonderen Situation“ mit zwei „behinderten“ Kindern manches Mal gefragt, ob wir Eltern denn auch Auszeiten haben, ob wir genug Unterstützung und Beratung bekommen oder uns Überlastet fühlen. Diese Fragen sind lieb gemeint und ich fasse sie auch so auf. Es ist ja auch eine besondere Situation mit zwei Förderkindern. Wir haben tatsächlich Beratung und Unterstützung nötig und bekommen diese auch. Die Situation an sich – als junge Mutter mit einem Kind oder zwei Kindern – empfand ich jedoch nie als „besonders“. Das ist normal. Ich habe diese Kinder bekommen und habe manchmal anstrengende Tage und ganz oft tolle Momente mit ihnen. Wie jede andere Mutter, sei sie 20, 30 oder 40 Jahre alt, auch. Warum fragte man mich mit 20 Jahren und nur einem Kind, das zwar schon damals Förderkind war, jedoch wirklich nicht problematisch und eine Grinsebacke mit viel guter Laune, ob ich „genug Hilfe“ bekomme? Welches Bild gebe ich als junge Mutter ab? Ich bin nicht mehr oder weniger hilfsbedürftig als andere (ältere) Mütter auch. Ich bin nicht stärker belastet, nur weil ich jung bin oder studiere (oder damals zur Schule ging). Andere Mütter sind älter und arbeiten zusätzlich. Meine Kinder habe ich bekommen, damit ich Zeit mit ihnen verbringen kann, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten darf. Das ist manchmal auch belastend, aber das ist es für jede Mutter und jeden Vater, ob jung oder alt, studierend, arbeitend oder auch zu Hause bei den Kindern und dem Haushalt.
In den sieben Jahren, in denen ich nun schon Mutter bin, habe ich leider zu oft erlebt, dass meine Mitmenschen mir als junge Mutter nicht unvoreingenommen begegnen. Es gibt einige Vorurteile, die ich mit den Jahren kennen lernen durfte. Junge Mütter sind schneller überfordert, die Mutterschaft war ganz bestimmt unerwünscht und gutes Benehmen ist von denen auch nicht zu erwarten. Zudem haben junge Mütter offensichtlich nicht das gleiche Recht auf Privatsphäre wie die übrige Elternschaft, denn diese fragt man ja wohl eher nicht ungehemmt über Ursache und Grund der Schwangerschaft, familiären Hintergrund u.ä. aus.. Überspitzt gesagt sind junge Eltern eine „Risikogruppe“, die einen „besonderen Hilfebedarf“ haben, auch wenn sie nur ein Kind haben oder selbst wenn die jungen Eltern angehende Akademiker sind (und demnach zumindest eine gewisse Grundbildung und Arbeitsmoral besitzen), sogar wenn diese jungen Eltern zusammen leben. Oh Schreck, welche Haltung hat man als Durchschnittsmitmensch denn dann anzunehmen, wenn man einer jungen Mutter begegnet, die „nur“ eine Ausbildung gemacht hat und geschieden oder getrennt vom Partner lebt? Genau so eine habe ich in meinem Bekanntenkreis. Eine ganz tolle Frau.
Vielleicht steigere ich mich auch in etwas hinein und letztendlich sind all die Fragen nur gut gemeint. Zumindest die nach der ausreichenden Unterstützung durch Angehörige. Ich lächel meist auch einfach nur freundlich und bleibe höflich.Den Fragen, ob die Kinder geplant und gewünscht waren, kann ich nichts positives abgewinnen. Das Bild, welches viele von jungen Eltern haben, ist voreingenommen und oft einfach falsch. Ja, wir jungen Eltern sind jung. Wir sind jung und das unterscheidet uns von den Durchschnittseltern, wenn es denn sowas wie einen Durchschnitt gibt. Ansonsten sind wir einfach nur Eltern. Und meiner Meinung nach ist die Tatsache, dass man Eltern ist, kein Grund besonders hilfebedürftig zu sein.