Die Welt ist gut und nett.
Das musste ja passieren, ausgerechnet mir! Immer ich! Ach. Gäbe es doch bloß mehr Rücksicht auf Mütter mit Kindern und überhaupt mehr Freundlichkeit. Wirklich? Gibt es denn so wenig Freundlichkeit? Mir begegnet sie. Im Alltag. Täglich. Zuhause und unterwegs. Fremde sind nicht fremdlich, sondern freundlich.
Der Busfahrer sieht mich die Straße runterrennen, mit Kind vor dem Bauch geschnallt, der Rucksack wippt mir auf dem Rücken auf und ab. Es sind bestimmt noch 200 Meter, dazwischen eine Straße, die überquert werden will, wie soll ich das schaffen? Ich muss zur Tagesmutter, zur Uni.. Doch er hält an, am Gehweg, mitten auf der Straße, öffnet mir die Tür. Vielen Dank!
Ein Vater trägt mir die schwere Reisetasche die Treppen hoch und wieder runter bis zum Ausgang des Bahnhofs. Und selber muss er jedoch auf der anderen Seite raus, den ganzen Weg wieder zurück. Das mache er doch gerne, sagt er.
Mit zwei Kindern und dicker Reisetasche bepackt laufe ich dem Bus hinterher, da hält sogar ein Autofahrer an und bietet an, uns bis zum Bahnhof zu fahren. Was für ein nettes Angebot. Ich lehne dankend ab, denke an die warnende Stimme meiner Mutter, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen. Doch ich bin mir sicher: Er wollte nur nett sein. Einfach nett.
An der Supermarktkassenschlange lässt man uns vor, obwohl das Baby nicht sonderlich laut quäkt. Einfach so. Einfach nett.
Die Bäckereiverkäuferin will mein Geld für das Brötchen nicht, weil es ja für mein Kind ist.
Beim Einkaufen mit Kinderwagen und vollbepackt schenkt mir eine Frau ihre große Einkaufstasche, damit ich die Einkäufe besser transportieren kann. Sie kenne das ja, wie das sei mit Kindern, immer zu wenige Hände frei.
In der Uni betont die Dozentin, es sei wirklich nicht schlimm, wenn das Baby vor sich hinquitscht. Im Gegenteil, es sei doch süß.
Meine Mitmenschen sind nicht per se kinderunfreundlich. Im Gegenteil. Kinder werden gemocht. Kinder sind willkommen. Nicht überall, das weiß ich. Mein quäkendes Kind und ich, wir sind in Kirche, Bus und Bahn schon oft befremdlich beguckt und behandelt worden. Das passiert und ist nicht schön. Ganz oft begegne ich aber freundlichen, helfenden, netten und zugewandten Menschen.
Wer ein lachendes Kind sieht, der lacht auch. Zumindest lächelt er zurück.