Wichtiges zu tun

 

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Der Arbeitsplatz eines Weltforschers und Umdieeckedenkers

Ich kenne einen, der macht sich darüber Gedanken, weshalb das HIV-Virus noch nicht ausgerottet ist, wenn es doch eindeutig ein Virus ist und nicht eine Krebsart, so wie Leukämie. Dieser Mensch macht sich auch Gedanken darüber, wie Leukämie zu heilen ist. Er spricht dann von einer Möglichkeit, die Boten-DNA eines gesunden Menschen in den Körper eines an Leukämie erkranken Menschen zu übertragen. Der Mensch, der sich diese Gedanken macht, sucht Lösungen für den Atomausstieg in China bei gleichzeitiger Rettung der Wirtschaft und Industrie. Dieser Mensch versteht nicht, weshalb ich beim Thema Sommersonnenwende, Sonnenfinsternis und Ausdehnung des Weltraums nicht mitreden kann. Dieser Mensch erklärt mir schon morgens begeistert die Aufgabe der Blutplättchen, der Leukozyten und der kleinen Bläschen in der Lunge. Er macht Scherze über Industriefilter, deren Pointe ich nicht verstehe, weil ich nicht weiß, inwieweit sich ein Industriefilter von einem normalen Filter unterscheidet. Dieser Mensch interessiert sich für die Beschaffenheit von Oberflächen, für den Aufbau von Gewebe, er wiegt gerne alle Lebensmittel ab und wollte letztens ein Gespräch über das Mitochondrium beginnen. Der Farbkreis und die Möglichkeit, aus Magenta, Gelb und Blau alle erdenklichen Farben zu mischen, faszinieren ihn. Manchmal fragt er mich Dinge, die ich nicht verstehe. Den Schmelzpunkt verschiedener Metalle kenne ich nicht. Das Verhalten verschiedener Gase kenne ich auch nicht. Er erzählt etwas von Wasserstoff und Kohlenstoff. Ich glaube, er hat mir mal in eigenen Worten erklärt, warum es kein Perpetuum Mobile geben kann, ohne den Mythos über das Perpetuum Mobile überhaupt zu kennen. Dieser Mensch macht sich Gedanken, wie gesundheitliche Missstände in ärmeren Ländern verbessert werden können, wie die Verschmutzung der Meere aufhören kann. In seinem Kopf hat er schon viele Gnadenhöfe für Tiere geplant, eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik erdacht, Möglichkeiten gefunden, menschenunwürdige Verhältnisse zu verbessern. Für sich hat er schon alle Waffen dieser Erde längst im Meer versenkt und alle großen Firmen angeleitet, ihren Reichtum zu teilen. Dieser Mensch hört jeden Tag Radio, informiert sich über die Ereignisse in der Welt. Er fragte mich letztens über die einzelnen Ministerämter in Deutschland aus und im nächsten Moment überlegte er sich eine nachhaltigere Lösung für den Import von Südfrüchten nach Europa.

Dieser Mensch hat zur Zeit Wichtiges zu tun. Gedanklich schon mal die Welt retten. Es ist doch klar, dass er nicht mit Unwichtigem abgelenkt werden will. Unwichtig ist Schreibenlernen, Socken in der Schublade finden oder das Klo abziehen. Das sollte man im besten Fall irgendwie automatisieren.

Um unterdessen die soundsovielen Tierarten zu retten, die täglich aussterben. Oder die Pharmakonzerne zu nötigen, auch für sehr seltene Krankheiten Geld für die Produktion von Medikamenten und für die Forschung auszugeben. Oder die Ungerechtigkeit, unter der Frauen in manchen Teilen der Welt leiden, zu beseitigen.

Dieser Mensch kümmert sich gedanklich darum. Und wenn er weiter an sich und seine Ideen glaubt, dann werden irgendwann aus Gedanken Taten. In zehn Jahren vielleicht. Noch ist dieser Mensch acht Jahre alt. Ich glaube an ihn und seine Ideen.

5 Gedanken zu “Wichtiges zu tun

  1. Saskia 23. März 2016 / 16:08

    Echt toll, wofür er sich alles interessiert und worüber er sich Gedanken macht! Manch anderer begeistert sich in dem Alter nur für Sachen wie Lego, Süßigkeiten und Star Wars…
    Viele Grüße Saskia

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    • Frau Taugewas 24. März 2016 / 22:30

      Liebe Saskia,
      für Süßigkeiten begeistert er sich auch ;) Und selbstverständlich müssen diese auch abgewogen werden… Ich bin in vielen Momenten auch begeistert von seinen Interessen. Und seinem Ideenreichtum!
      Viele Grüße :)

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  2. Natalie 24. März 2016 / 0:31

    Oh,was für einen Reichtum hat dieses Kind!
    Ich dachte ja immer, er wird Dichter, wegen all der chinesischen Reithühner und goldenen Sandkörner.
    Aber da gibt es ja noch viiiiele Möglichkeiten.
    Nur hat er es vielleicht manchmal schwer Gleichgesinnte zu finden…
    Dass das morgens in der Früh oder im allgemeinen Alltagswahnsinn anstrengend ist, glaube ich sofort. Mein Mittelkind stellt seit Jahren die selben Fragen, tagaus, tagein, da ist das Antworten weitgehend automatisiert (Klo spülen war trotzdem jahrelang Glückssache;) ), irgendwie kommts mir gerade paradiesisch vor, beim Frühstück den Schmelzpunkt von Zinn zu googeln,oder so.
    Wahrscheinlich bis man es täglich muss.
    Mal sehen , was der Kleine mal von mir will, gerade hat er sein zweites Wort gelernt „an“ (für alle Schalter dieser Welt).

    Ach und das tollste bei deinemGroßen find ich,dass er nicht nur so klug und interessiert ist, sondern dabei soviel Mitgefühlfür die ganze Welt hat.
    Natalie

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    • Frau Taugewas 24. März 2016 / 22:40

      Hihi, ja Dichter wohl eher nicht, er ist Naturwissenschaftler durch und durch. Mit einem Hauch Dichtertum ;-)
      Ja, Gleichgesinnte hat er nicht in seinem Alter. Der Papa ist da sein größtes Vorbild und Ansprechpartner in allen Naturwissenschaften. der Große hat ein großes Herz. Wenn man ihm zuhört, wird das schnell klar. Ein liebener Mitmensch zu sein, ist eben nicht ablesbar an der Tatsache, ob man anderen die Tür aufhält. Das wissen leider nicht alle.
      Als der Kleine noch nicht da war oder ein Minibaby, da hatten wir tolle Frühstückswissenschaftsgespräche. Das fehlt mir. Nun kann ich gar nicht die Fülle seiner Ideen und Fragen anhören und kommentieren, weil ich mit dem Hampelkindchen beschäftigt bin.
      Manchmal ist es mir aber auch selber zu viel, beim Essen zu erklären, wie Pflanzen gezüchtet werden. Oft hilft der Papa.
      Die selben Sätze höre ich hier auch wie von einem kaputten Plattenspieler. Zum Glück wechselt er alle paar Monate den Satz, so ist immerhin etwas Variation da. ;)

      Dein Kleinkind ist so alt wie meines, nicht wahr? Unserer findet Lichtschalter auch toll, kann sie aber richtig bedienen. Noch nicht.

      Liebe Grüße :)

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  3. Bruder 28. März 2016 / 19:09

    Essen wiege ich auch ab manchmal und das Klo vergesse ich auch (selten) abzuziehen. Den Rest kann ich jedoch nicht. Aber echt krass was er schon alles weiß. Viele Erwachsene die sagen Sie wollen die Welt ein kleines Stück verändern machen sich nicht soviele Gedanken wie er. Eine schöne Liebeserklärung an den lütten ;)

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