Woran liegt es bloß, dass meine Pläne, falls ich denn welche mache, merkwürdigerweise nur dazu taugen, über den Haufen geworfen zu werden? Wenn ich plane, ein bisschen zu studieren, wo doch das große Kind zur Schule und das kleine Kind zur Tagesmutter geht, dann dauert es keine drei Monate und das große Kind entscheidet sich, lieber mit Tellern nach Schülern zu werfen und sich absolut nicht mit der Schule anfreunde zu wollen, sodass es umgeschult werden muss. Darauf folgen zwei Monate, in denen mich die Uni nur ab und zu und mit mindestens einem Kind sieht, da die Umschulung sich als ziemlich aufwändig erweist. Eine langsame Eingewöhnung halte ich auch für sinnvoll, denke ich mir, und fahre stundenlang mit Bus und Bahn zwischen Schule, Uni und Tagesmutter hin und her, während der Berg an nachzulernenden Unikram immer höher wächst. Das kann ich ja alles in den Semesterferien nachholen, ich melde mich einfach zu den späteren Prüfungsterminen an, überlege ich,und lese nur das nötigste in den paar freien Minuten, die ich trotz Umschulungs-Aktion noch habe.
Endlich ist das Kind umgeschult und eingewöhnt und die Semesterferien da, eifrig mache ich mich daran, in acht Wochen mehrere Module des Semesters nachzuarbeiten, da entscheidet sich das Baby, krank zu werden und statt zur Tagesmutter, lieber in Augenkliniken und bei Kinderärzten vorbeizuschauen. Ach so ist das, denke ich mir, und versuche zu lernen mit schlafendem Baby vor dem Bauch in Wartezimmern sitzend, in Bahnen stehend oder auch zuhause, auf Rückrufe wartend von Ärzten und anderen Fachleuten. Das Telefon klingelt, das Baby wacht auf und schreit. Vorbei mit der Ruhe. Vorbei das entspannende, den Sorgenkopf befreiende, ablenkende und den Geist fütternde Lernen. Das Klinikpersonal erklärt mir, was gestern noch scheinbar in einer Woche abzuklären gewesen sei, dauert nun bis August. Eine Woche sind plötzlich ein halbes Jahr. Ich lege die Lernkarten weg und telefoniere mit Kinderärzten. Das Baby schreit. So ist das nämlich, wenn ich Pläne mache. Ich werfe sie über den Haufen und mache sie neu, nur um dann zu merken, dass auch das nicht klappt. Ich studiere trotzdem. Mit Kindern, mit kranken Kindern. Mit Regen, wenn ich Sandalen trage und mit Sonne, wenn ich den Wintermantel rausgelegt habe. Soll ich ihn in den Keller zurückbringen und meine Laune suchen? Oder liegt die oben, wo die Kinder mit den Sandalen und dem Regenschirm spielen? Ich glaube ja, da hatte ich sie das letzte Mal gesehen, bei den Kindern. Bei den Strahleaugen und den Grinsemündern, den Patschehänden, die mir den Haufen umwerfen, den Haufen an Plänen, den Haufen Unikram.