Aus dem Leben eines Taugewas

Heute saßen wir heulend auf dem Badenwannenbeckenrand.

Heute hast Du die Hand einer fremden Frau gehalten.

Heute hast Du mich gebissen.

Heute haben wir uns dolle und liebevoll umarmt.

Heute bin ich im Regen gerannt, am Rhein entlang, über eine Stunde.

Der alte Mann, der mit Hündchen mir entgegen kam,

der mein schweißregennasses Gesicht sah,

der sagte: „Gleich haben Sie´s geschafft!“ und brachte mich zum Lachen.

Dabei bin ich nur bis zu der Stelle gelaufen, an der NRW aufhört, zu einem Schild: „Willkommen in Rheinland-Pfalz“ steht da.

Heute wollte ich weit rennen. Um wieder zurückzulaufen.

Heute wollte ich schnell sein. Oft sind wir langsam.

Heute bist Du. Drei Jahre alt. Happy Birthday. Ich glaube, das ist Dir egal.

Wenn ich Dich frage, ob Du saure Gurken essen möchtest oder Trauben oder Käse,

dann sagst Du nicht „Ja“ oder „Nein“, sondern hebst nur lachend die Hände.

Morgen sitzen wir wieder in der Uniklinik und warten auf Augenuntersuchungen.

Morgen wirst Du mich beißen wollen und wir werden uns dolle umarmen.

Morgen wird wieder langsam.

Und schnell. Wir tanzen zur Musik.

Morgen ist auch kein „Ja“ oder „Nein“.

Morgen bist Du.

Zur Feier des Tages deine Playlist.

Real Love, John Lennon.

(From this moment on I know
Exactly where my life will go
Seems that all I really was doing
Was waiting for love

Don’t need to be afraid
No need to be afraid
It’s real love, it’s real
Yes it’s real love, it’s real)

Mein Freund, Mia.

(Komm her und Tanz mit mir…)

Gummibaumblätter, Felix Meyer.

(Wie kann es sein, dass wir ein paar Gedanken immer überhören? )

Fasst Euch ein Herz, Felix Meyer.

(Ich hab ein Lied, wenn Du hier bist und eins, wenn Du gehst, eines für und eins gegen den Schmerz )

The Beatles, Hello Goodbye