Offener Brief an die ehemalige Lehrerin meines Sohnes

Ausgedruckt und handschriftlich unterschrieben erreicht dieser Brief die ehemalige Lehrerin meines Sohnes auf dem Postweg. Natürlich mit den richtigen Namen und der Anmerkung, dass ich ihn anonym auf meinem persönlichen Blog unter Pseudonym veröffentliche. Denn heißt es nicht: Tue Gutes und spreche darüber !? Die Begegnung mit dieser Lehrerin tat gut. Wenn es auch Jahre dauerte, bis sich die Wirkung entfaltete. Also lasst uns darüber sprechen!

Liebe Frau Magistra,

es ist nun 2,5 Jahre her als wir uns kennen lernten, als mein Sohn zu Ihnen in die Klasse kam. Es scheint mir, als wäre es gestern gewesen. Wie sie vor mir standen, den Zeigefinger erhoben vor mir: „Wir hatten einen Deal!“. Was Sie damit meinten, haben Sie mir direkt darauf erklärt: Ich soll meinen Sohn immer um 15 Uhr von der OGS abholen, weil dann die Schulbegleiterin heim ging. Mit dem Gruppenleiter der OGS hatte ich ausgemacht, dass wir es auch bis 16 Uhr versuchen wollten. Ohne Schulbegleitung. Konnten wir dieses Missverständnis eigentlich jemals klären? Ich weiß es nicht. Aber das ist nun nicht wichtig. Weiterlesen

Wie ich am Montagmorgen mein eigenes Rad stahl und dabei überglücklich wurde.

Ich greife zum Handy und rufe die Polizei an. Nicht die 110, sondern bei der Polizeiwache unseres Stadtteils. Es meldet sich eine Männerstimme. Ich erkläre mich kurz: „Hallo, Frau Taugewas ist mein Name. Ich stehe hier an unserem Bahnhof neben meinem abgeschlossenen Rad. Ich habe den Schlüssel verloren und werde das Schloss jetzt gleich mit einer Eisensäge und einem Bolzenschneider öffnen. Nur, dass sie es wissen. Es ist wirklich mein Rad. Ich habe ein Foto von mir mit dem Rad auf meinem Handy.“ Am anderen Ende schnauft einer schmunzelnd und sagt, dass er es sich notiert. Weiterlesen

Die Superkraft Autismus

Ich mag es, dass wir so eine große Familie haben. Also, dass ich auch alle kenne. Wir und die Oma und der Opa und deren Kinder und die Geschwister von Oma und die andere Oma und ihre Kinder und der Uropa. Viele aus meiner Schule kennen gar nicht alle aus ihrer Familie. Dass wir so viele sind und ich auch alle kenne, das finde ich gut. Wir sind wie eine lange Molekülkette.

Spricht das große Kind, noch ehe es begonnen hat, seine große Schüssel Milchreis zu essen.Eine Familie mit einer Molekülkette zu vergleichen ist toll, finde ich. Weiterlesen

Ich möcht´, dass Deine Tür offen steht. Und meine auch.

Ein unangenehm vertrauter Geruch steigt mir in die Nase: Desinfektionsmittel, leergeatmete Luft, kaltes Mittagessen und Pups. Über die Flure erstrecken sich an den Wänden Haltestangen aus hellem Holz. Vor den großen, hellen Fenstern stehen Grünpflanzen. Vor der Eingangstür rauchen zwei ihre Pausenzigarette. Eine alte Frau liegt eingekuschelt unter einer Decke und starrt ins Nichts. Hier war ich schon und war hier trotzdem nie. Ich kenne das und trotzdem kenne ich das hier nicht. Es riecht so wie es manchmal in dem Seniorenwohnheim roch, in dem ich als Teenie ehrenamtlich gearbeitet habe. Das hier ist jedoch ein Behindertenwohnheim. Weiterlesen

Ein Blick auf die Insel

Wie ist denn das mit ´nem autistischen Mann? Ist das nicht so, dass die auch Probleme mit Nähe haben, die Autisten? Und das dann mit dem Kleinen.. Wie ist´n das so?

Vielleicht. Ich weiß es nicht. Längst bin ich schon so lange abseits der Normalität, dass ich die ganze Sache nicht objektiv einschätzen kann.

Guckt doch mit einem Fernrohr auf unsere Insel. Weiterlesen

Lachfalten

blog102

Im Wartezimmer des Kontaktlinsenlabors. Neben mir sitzt ein Elternpaar mit ihrem Sohn, der ziemlich aufgeregt ist. Er rutscht unruhig auf dem Stuhl herum und sagt „Licht“ und „Labor“ und „Auge gucken“. Sein Vater beruhigt ihn mit warmer Stimme und seine Mutter lächelt sanft. Das Kleinkind und ich hocken daneben am Kindertisch und wurschteln mit Ausmalbüchern und Stiften herum. Ich finde es durchaus mutig, in einem Wartezimmer in der Augenklinik spitze Holzstifte für Kinder auszulegen, aber das ist eine andere Geschichte. Weiterlesen

Die genialen Pläne eines Liebenden

blog101

Wegen 13 kranker Lehrer hat das Großkind zwei Tage schulfrei. Es lohnt sich auf jeden Fall, schulfrei zu haben, da wir die alte Spülmaschine ausbauen und eine neue einbauen. Außerdem kommt ein Handwerker und repariert im Badezimmer Armatur und Sifon. Auch am darauf folgenden Schultag ist kein Unterricht, sondern Förderplangespräch. Ein vorbildliches Förderkind ist er. Wen kümmert da die Sprache und Organisation.. Irgendwie klappt das schon. Weiterlesen